Neue Medienbeiträge zu unserer Forschung über Online Dating

In der letzten Zeit sind einige Medienbeiträge erschienen, die einen kleinen Einblick in unsere Forschungsergebnisse geben:

Call for Papers: The digitalization of the social and the socializing of the digital / Appel à communications: La digitalisation du social et la socialisation du digital

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International Conference at the University of Lausanne, Switzerland, June 7th & 8th, 2012

The “social” as a unique issue – distinct from the state, politics, law or culture – was the central concept around which the new discipline of the social sciences has been formed. For Durkheim, for instance, the social constitutes the space of relations between individuals that is irreducible to the sum of these. For others, the social is based on association (from socius: companion, associate). It therefore contains all that is likely to associate, including the connections and interactions that can engage humans and nonhumans, subjects and technical objects. It is the study of the social and the exploration of its various forms that was (and still is) the basic project that constitutes the social sciences.

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Liebe ist, wenn’s passt? Online Dating und die Ideologie des perfect match

„Liebe ist, wenn’s passt!“ – mit diesem Slogan wirbt die Online Partnervermittlungsagentur Parship schon seit längerem für Ihre Dienste. Aber auch andere Anbieter verkünden gerne und häufig, dass erst eine optimale Passung der Persönlichkeit der Partnerinnen und Partner eine langfristig glückliche und erfüllte Beziehung garantieren könne. Und das Internet soll genau diese Passung optimieren – durch die Kombination aus einer schier unerschöpflichen Auswahl mit einer höchst zielgenauen Suche.

In der Praxis erfüllt sich dieses Heilsversprechen des Online Dating allerdings oft nicht – wie mir in zahlreichen Interviews mit Nutzerinnen und Nutzern immer wieder berichtet wird. Obwohl alle Daten passen, alle Persönlichkeitseigenschaften auf Kompatibilität geprüft und alle ‚no-goes‘ des Beziehungsalltags sorgfältig ausgeschlossen wurden, springt der Funke einfach nicht über. Man harmoniert zwar irgendwie und versteht sich gut, aber Liebe wird trotzdem nicht daraus.

Nun könnte es natürlich sein, dass die Matchingverfahren im Internet schlicht noch nicht ausgereift genug sind, dass man noch mehr Persönlichkeitseigenschaften vergleichen müsste, noch exaktere Daten erheben, noch feiner filtern… Aber vielleicht sollten diese Erfahrungen ja auch Anlass geben, die Ideologie der Passung einmal grundsätzlicher zu hinterfragen.

Gestatten: Mr./Mrs. Right

Tatsächlich ist diese Ideologie nicht ganz neu. Wir kennen den Topos des ‚einzig Richtigen‘ oder der ‚füreinander bestimmten Seelen‘ etwa aus der romantischen Literatur, aus unzähligen Filmen, Liebesliedern usw. Auch hier geht es um eine Art von Passung. Nur ist es in der klassischen Erzählung eben das Schicksal, das die Personen zusammenführt, und nicht ein Computeralgorithmus, der Daten aggregiert, vergleicht und daraus den perfekten Match berechnet. Nun wissen wir alle, dass das Schicksal höchst unzuverlässig sein kann. Warum also nicht mit modernen Technologien etwas nachhelfen?

Ich will hier den romantischen Glauben an die Schicksalshaftigkeit der Liebe nicht allzu sehr verteidigen. Aber an einem Punkt lässt sich daraus vielleicht doch etwas Wichtiges lernen: In der Idee der Schicksalshaftigkeit kommt u.a. auch die Erfahrung zum Ausdruck, dass die Liebe manchmal gerade dorthin fällt, wo man es am wenigsten erwartet. Eine neue Liebe ist oft überraschend, unerwartet und kann das eigene Weltbild sehr grundlegend verändern. Dagegen wird eine Person, die ich durch rationale Suchstrategien und Matchingverfahren finde, bestenfalls genau meinen vorab definierten Erwartungen entsprechen – mehr aber eben auch nicht.

Nun gibt es jedoch gute Gründe anzunehmen, dass gerade das Unerwartete und Überraschende konstitutiv zur Liebe dazugehört. Genau deshalb, so würde ich behaupten, müssen Strategien der Passung, die dieses Unerwartete zu vermeiden suchen, systematisch scheitern.

Das ist eine starke Behauptung, die sich nicht nur gegen aktuelle Matchingstrategien im Netz, sondern auch gegen viele Selbstverständlichkeiten richtet, die heute etwa in Beziehungsratgebern oder Partnerschaftskolumnen verkündet werden. Woher aber kommt diese breite Zustimmung für die Ideologie der Passung?

Meines Erachtens hat sie eng mit dem Bedeutungszuwachs des Wunsches nach Selbstverwirklichung zu tun. Liebe und Partnerschaft gelten seit Anbeginn der modernen Gesellschaft – und ganz besonders nochmals seit den kulturellen Umbrüchen im Gefolge der sogenannten „68er“ – als zentrale Orte der individuellen Selbstverwirklichung. Und genau deshalb wünschen sich so viele eine ‚passende‘ Beziehung, in der die Partnerin möglichst in allen Dimensionen ihrer Persönlichkeit mit der eigenen kompatibel sein soll.

„Man selbst sein im Anderen“

Allerdings basiert diese Vorstellung auf einem sehr spezifischen Verständnis von Selbstverwirklichung, das man nicht teilen muss. Dieses Verständnis begreift Selbstverwirklichung im Kern als ein rein individuelles Projekt. Der oder die Andere spielt dabei nur insofern eine Rolle, als dass sie möglichst gut zu diesem individuellen Projekt passen muss, damit sie mich in meiner eigenen Selbstverwirklichung nicht stört sondern bestenfalls unterstützt.

Dem lässt sich ein Verständnis gegenüberstellen, dass in dem und der Anderen nicht nur eine mögliche Unterstützung, sondern viel tiefgreifender eine unhintergehbare Bedingung der eigenen Selbstverwirklichung sieht. Die Hegelsche Bestimmung der Liebe als ein „man selbst sein im Anderen“ charakterisiert dieses Verständnis sehr treffend. Aber man könnte hier auch mit George Herbert Mead oder anderen Vertreterinnen und Vertretern einer intersubjektiven Theorie des Selbst argumentieren.

Grundlegend für ein solches Verständnis ist – einfach gesagt – die Einsicht, dass ein Subjekt erst durch die Konfrontation mit einem Gegenüber zu dem wird, was es selbst ist. Gerade die intime Begegnung mit einem anderen Menschen in einer Liebesbeziehung bildet für diesen Prozess der Herausbildung und stetigen Umgestaltung des Selbst einen wichtigen Katalysator. Jede dieser intimen Begegnungen verändert unser Selbst, lässt uns neue Seiten an uns entdecken, ermöglicht uns eine andere Sicht auf das, was wir sind.

In der Konsequenz ist die Vorstellung vollkommen absurd, wir hätten so etwas wie ein ‚fertiges‘ Selbst, dass sich dann die ‚passende‘ Beziehung suchen könne, um sich darin zu verwirklichen. Dieses Selbst gibt es nicht, oder zumindest nicht als eine statische Größe. Es bildet und wandelt sich fortlaufendend in den sozialen Beziehungen, in die es eingebunden ist – auch und gerade in Liebesbeziehungen. Wenn es aber dieses Selbst nicht gibt, dann kann es auch kein Suchformular oder keinen Persönlichkeitstest auf einer Online Dating Seite ausfüllen, der dann einen idealen Partner oder eine ideale Partnerin auswerfen würde.

Wo alles zu gut passt, da wird es langweilig. Es fehlt genau das, was unserem modernen Verständnis nach die Liebe so aufregend macht: Die Möglichkeit nämlich, sich in der intensiven Auseinandersetzung mit einem Gegenüber immer auch selbst ein Stück weit neu zu entwerfen. Nicht, dass das Internet dafür keinen Raum bieten würde, im Gegenteil. Aber dieser Raum entsteht eben eher dort, wo nicht durch die Suche nach optimierter Passung bereits im Vorfeld alles Unerwartbare ausgeschlossen wurde.

(Dieser Überlegungen basieren auf einen Vortrag, den ich jüngst auf der Tagung „Paare und Ungleichheit(en) – Eine Verhältnisbestimmung“ am WZB in Berlin gehalten habe.)

Digitales Selbst – Personale Identität im Zeitalter des Internet

WestEnd
Neue Zeitschrift für Sozialforschung

Jg. 7, Heft 2/2010
ISSN 1860-2177
für 10,- Euro
im Buchhandel erhältlich

Die Frage nach dem digitalen Selbst und der Bedeutung des Internets für unsere personale Identität beschäftigt uns schon länger. Vor gut eineinhalb Jahren haben wir dazu einen Workshop auf dem Kongress der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie in Genf veranstaltet, jetzt ist ein Schwerpunkt in der Zeitschrift WestEnd zu diesem Thema erschienen, den Olivier Voirol und ich herausgegeben haben.

Sherry Turkle – Computerspiele als evokative Objekte

Das Thema der Identität hat die intellektuelle Debatte um das neue Medium Internet schon fast seit ihren Anfängen begleitet. Zwei klassische Studien dazu hat Sherry Turkle (MIT, Cambridge) veröffentlicht: „The Second Self: Computers and the Human Spirit“ von 1984 und „Life on the Screen: Identity in the Age of the Internet“ gut zehn Jahre später (beide bei Simon and Schuster erschienen). Wir freuen uns sehr, dass wir Sherry Turkle auch für einen Beitrag in diesem Schwerpunktheft gewinnen konnten. Hier setzt sie sich mit den simulierten Welten der Computerspiele im Netz auseinander. Sie beobachtet, wie wir hier auf Wesen treffen, die neue Fragen über uns selbst, unser Verhältnis zu technischen Objekten sowie die Grenzen und Übergänge zwischen der belebten und der unbelebten Welt aufwerfen.

Vaios Karavas – Ein neues Computer-Grundrecht?

Ganz ähnlich wie Sherry Turkle geht auch Vaios Karavas (Uni Luzern) in seinem Beitrag davon aus, dass die Grenzen zwischen dem Subjekt und den technischen Objekten zunehmend durchlässiger werden und sich sogar tendenziell verwischen. Daraus ergibt sich die Frage, was dies für das verfassungsmäßige Grundrecht auf Persönlichkeitsschutz bedeutet. Karavas sieht hier ein neues Grundrecht im Entstehen, das nicht mehr die Person allein, sondern die »hybriden Assoziationen« (Bruno Latour) zwischen Mensch und Computer unter den Schutz der Verfassung stellt.

Olivier Voirol – Digitales Selbst: Anerkennung und Entfremdung

Olivier Voirol (Uni Lausanne/IfS Frankfurt) plädiert dafür, die digitale Erweiterung unseres Selbst nicht in bloß technischen Begriffen, sondern auch aus der Perspektive einer intersubjektiven Theorie der Identitätsbildung heraus zu analysieren. Im Anschluss an Georg Herbert Mead entwickelt ein solches Konzept des »digitalen Selbst«. Damit lässt sich auch zeigen, unter welchen Bedingungen sich im Netz gelingende Anerkennungsbeziehungen herausbilden, und wo uns unser digitales Selbst eher als etwas Fremdes und potentiell Feindliches gegenübertritt.

Kai Dröge – Romantische Unternehmer im Netz

Schließlich gibt es auch noch einen Beitrag von mir, der sich mit Online Dating befasst und fragt, welche Identitätsangebote uns das Internet im Bereich von Liebe und Partnerschaft macht. Ich zeige an Ausschnitten aus unseren Interviews, wie sich Akteure trotz des Fehlens der leiblich-sinnlichen Kopräsenz durchaus als »romantische« Subjekte begreifen, die erstaunliche Erfahrungen von Intimität und Nähe im Netz machen. Gleichzeitig werden sie aber auch als »unternehmerische« Akteure angesprochen, die sich rational im Hinblick auf die Optimierung ihres Beziehungslebens verhalten sollen. Aus dem Aufeinandertreffen dieser beiden Identitätsangebote resultieren Spannungen im eigenen Selbstentwurf, die sich praktisch schwer auflösen lassen.

Differenzierte Kritik

Allen Beiträgen gemeinsam ist, dass sie weder einer rein kulturpessimistischen Sichtweise folgen, die eine Auflösung des Selbst in den virtuellen Welten des Internets diagnostiziert, noch einer durchgängig optimistischen Perspektive, die allein die neuen Selbstentfaltungspotentiale in diesem Medium feiert.
Wann erlauben uns die digitalen Interaktionen erweiterte Anerkennungsbeziehungen und wann entfremden sie uns von uns selbst (Voirol)? Wo ermöglichen uns die Erfahrungen von Intimität und Nähe im Netz einen positiven Selbstbezug und wo werden sie trügerisch und potentiell gefährlich (Dröge)? Unter welchen Bedingungen können die virtuellen Spielewelten zu einem Raum werden, in dem wir neue Facetten unserer Identität entdecken und ausprobieren, und wann drohen wir uns in diesen Welten zu verlieren (Turkle)? Welche neuen Risiken gehen mit der digitalen Erweiterung unserer Identität einher und wie lässt sich der grundrechtliche Schutz der Persönlichkeit diesen gewandelten Bedingungen anpassen (Karavas)?
Nur mit einer solch differenzierten Analyse lassen sich auch die problematischen Tendenzen der sozialen, politischen und ökonomischen Nutzung des Internets fundiert kritisieren, die zu Formen der Entfremdung, Instrumentalisierung und Vermarktlichung des Selbst führen können.

Weitere Beiträge:
Neben dem Schwerpunkt enthält diese Ausgabe von WestEnd noch Beiträge von Claus Offe, Juliane Rebentisch, Helmut Thome, Gertrud Hardtmann, Robert E. Norton und Sidonia Blättler

mehr Info zum gesamten Heft

Die Ambivalenz der «digitalen Gesellschaft»

Über die Erweiterung und Vervielfältigung der sozialen Kreise im Internet

von Olivier Voirol
erschienen in der NZZ vom 23. Oktober 2010

Georg Simmel 1914Im Internet entwickeln sich Tendenzen der Moderne fort, die Georg Simmel schon am Anfang des 20. Jahrhunderts identifiziert hat. Dem Zugewinn an Information und Handlungsräumen stehen drohender Kontrollverlust und Entfremdung als Negativposten gegenüber.

Weiterlesen auf NZZ Online

Endlich: Das Lied zur Finanzkrise

UPDATE: Das Buch “Strukturierte Verantwortungslosigkeit” (s.u.) wurde von deutschen Feuilletonredakteur/inn/en gerade auf Platz 1 der Liste der Sachbücher des Monats September gewählt. Schön!

Silke Silhouette: “Für mich soll’s Dividenden strömen…”

Heute mal was anderes: Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Bern, Wien und Frankfurt habe ich im letzten Jahr ein wenig hinter die Kulissen des Bankensektors geschaut. In vielen Interviews mit den Beteiligten haben wir versucht, die Krisendynamik der letzten Jahre aus der Binnensicht heraus genauer zu verstehen. Daraus ist ein schönes Buch entstanden, das gerade bei Suhrkamp erschienen ist (s.u.).
Als ich neulich zur ‘Release-Party’ bei Claudia Honegger in Bern war, hat der geschätzte Kollege “Silke Silhouette” sein Lied zum Thema präsentiert: “Für mich soll’ Dividenden strömen” (Hildegard Knef lässt grüßen…) Klasse! Das wollte ich euch nicht vorenthalten.

Das Buch:
Claudia Honegger, Sighard Neckel, Chantal Magnin (Hrsg.) 2010:
Strukturierte Verantwortungslosigkeit – Berichte aus der Bankenwelt.
Berlin (sic!): Suhrkamp.

Ein paar Medienechos:
3sat Kulturzeit: Flirten mit dem Risiko, Interview mit Sighard Neckel, 24.6.2010
Frankfurter Rundschau: Der Markt ist die Kuh, Rezension im Feuilleton, 11.6.2010

mehr bei Perlentaucher.de

Zwischen den Welten – soziale Ungleichheit in und aus dem Netz

Mitte März hat in Frankfurt eine Tagung zum Thema „Ungleichheit aus kommunikations- und mediensoziologischer Perspektive“ stattgefunden. Auch ich war hier mit einem Vortrag vertreten. Dem Organisator Christian Stegbauer sei Dank, dass er dieses wichtige Thema aufgegriffen hat. Gerade was das Internet betrifft, so hoffen immer noch viele auf die Entstehung eines demokratischen, ja egalitären Kommunikationsraumes, in dem klassische Formen von sozialer Ungleichheit und Benachteiligung eine geringere Rolle spielen würden als außerhalb des Netzes.
Zumindest im Hinblick auf Online Dating vertrete ich hier eine dezidierte Gegenthese. Die Sites betreiben einen hohen Aufwand, um in ihren Suchoptionen, Profilvorgaben etc. die sozialen Ungleichheitsrelationen aus der Offline-Welt in das Medium Internet zu übersetzen und hier zur Geltung zu bringen. Das betrifft klassische sozioökonomische Unterscheidungsmerkmale wie Einkommen und Bildung ebenso wie die „feinen Unterschiede“ in den subkulturellen Differenzierungen des Lebensstils; es betrifft Fragen der tugendhaften Lebensführung ebenso wie die Selbstklassifizierung nach stereotypisierten Körperbildern.
Im Ergebnis entsteht ein soziales Setting der Beziehungsanbahnung, in dem man sich wie in kaum einem anderen Zusammenhang vorab über die ungleichheitsrelevanten Merkmale einer Person informieren kann – und dies lange bevor man eine einzige Zeile im Chat oder per Email ausgetauscht hat.

Mehr dazu im Volltext des Vortrages (PDF)

weitere Info: Tagungsprogramm

Blog und Podcast „Kapitalistischer Realismus“

Gerhard Richter und Konrad Lueg: Kapitalistischer Realismus
Gerhard Richter und Konrad Lueg: Kapitalistischer Realismus

Frisch zurück aus dem Urlaub, möchte ich erst einmal eine Lese- und vor allem Hörempfehlung geben. Sighard Neckel und Monica Titton haben an der Universität Wien eine hervorragend besetzte Ringvorlesung veranstaltet, die unter dem Titel „Kapitalistischer Realismus“ lief. Inzwischen sind alle Vorträge als MP3s online abrufbar. Eine geballte Ladung soziologischer Zeitdiagnose, die in Kunst, Kultur und Ökonomie analysiert, wie der Kapitalismus unseren Alltag durchdringt.
Der Titel nimmt Bezug auf eine Kunstaktion von Gerhard Richter und Konrad Lueg im Oktober 1963 in einem Düsseldorfer Möbelhaus (siehe Foto oben). Damals war der „Kapitalistische Realismus“ noch ein ironisches Gegenbild zum östlichen „Realsozialismus“. Inzwischen ist aber auch dieser Widerpart weitgehend obsolet geworden. Die kapitalistische Lebensform hat sich sowohl global als auch innergesellschaftlich in einem Maße ausgedehnt, wie es damals kaum denkbar war.
Die Vorträge der Ringvorlesung nehmen jedoch nicht nur die Art und Weise in den Blick, wie diese Ausdehnung unsere Kultur und Gesellschaft umgeformt hat. Sie fragen ebenso nach den Grenzen, Bruchstellen und paradoxen Interventionen, die diese Entwicklung immer schon begleitet haben und auch heute noch begleiten.
Prädikat „hörens- und bedenkenswert“

Weitere Infos:
Blog „Kapitalistischer Realismus“
Programm der Ringvorlesung

Programm Workshop steht

Pardon für die lange Blogabstinenz, dazu am Ende etwas mehr.
Doch zunächst nochmals zum Workshop „Personale Identität im Zeitalter des digitalen Selbst“ auf dem diesjährigen Kongress der SGS in Genf. Wir haben sehr interessante Vorschläge bekommen und konnten den Workshop daher auf zwei Sessionen ausdehnen. Inzwischen sind auch die genauen Zeiten festgelegt (s.u.). Natürlich freut es mich besonders, dass das Thema Online Dating breit vertreten ist. Ich bin gespannt auf interessante Diskussionen.
Hier das endgültige Program:

W13 | L’identité personnelle à l’heure du « soi digital » – Personale Identität im Zeitalter des „digitalen Selbst“

Organisation/Moderation: Olivier Voirol & Kai Dröge (Université de Lausanne)

Session 1 l Mittwoch, 9. September 2009 l 14:45 – 16:15 Uhr l MR040
1 l Achim Brosziewski l Wieviel Körper verträgt die digitalisierte Person? Systemtheoretische Thesen zur Strukturbildung im Medium der Digitalität
2 l Kai Dröge l Romantische Unternehmer im Netz ‐ von widersprüchlichen Identitätsangeboten im Feld des Online‐Dating
3 l Susann Wagner l Kommunikation in internetbasierten Partnerbörsen ‐ Vom Suchen (und Finden) der Liebe im Netz. Eine empirische Untersuchung am Beispiel der Partnerbörse FriendScout24

Session 2 l Mittwoch, 9 September 2009 l 16:45 – 18:15 Uhr l MR040
1 l Amaranta Cecchini l Ajustements identitaires dans les relations amoureuses sur internet
2 l Sami Coll l Y a‐t‐il une sphère privée pour le ‘Soi digital’ ? La volonté de savoir et la gestion de l’intimité
3 l David L.J. Gerber l Jeu en ligne et enjeu de la nationalité. La construction identitaire des joueurs et groupes de joueurs

Was bisher geschah…

Für mich persönlich war die letzte Zeit recht turbulent. Vor zwei Wochen hatte ich meine Disputation. Das Projekt Promotion ist damit nun glücklich abgeschlossen – bis auf die Publikation, über die ich mir in den nächsten Monaten Gedanken machen muss. Das Semester an der hsw Luzern, wo ich als Dozent für empirische Methoden tätig bin, ist auch gut zu Ende gegangen.
Schließlich habe ich auch einige Zeit mit der Organisation von Interviews im Online-Dating-Projekt verbracht. Nach gewissen Startschwierigkeiten konnte ich mittlerweile interessante Kontakte knüpfen – dank der tatkräftigen Unterstützung Schweizer Kolleginnen und Kollegen. In der nächsten Zeit wird die Forschung mehr im Mittelpunkt stehen; dann gibt es auch hier im Blog wieder etwas zu berichten. Aber zuvor verbringe ich noch zwei Wochen auf Gozo – Sonnenbaden, Schnorcheln und den Promotionsstress abspülen.
Ich wünsche allen einen schönen Sommer,
Kai